In der November-Ausgabe (Seite 26) eines Aachener Stadtmagazins habe ich einen kleinen Artikel zum Thema Geocaching geschrieben: www.moviebeta.de

Hier der Artikel nochmal, aber in der ungekürzten Fassung:

 

Geocaching – KTG-Henne plaudert aus dem Nähkästchen

Ich kenne meinen Hang Hobbys intensiv zu betreiben, so sie mich packen. Geocaching ist eines davon und unbedingt empfehlenswert. Nun suche ich seit guten 1,5 Jahren mit Hilfe von milliardenschwerer Satellitentechnologie kleine Tupperdosen im Wald und bin glücklich.

Das Procedere ist grundsätzlich recht ähnlich. Gesucht wird in den meisten Fällen eine Dose unterschiedlicher Größe, in der sich ein Logbuch befindet. Dort wird sich z.B. mit Spitzname, Datum, Uhrzeit, Stempel so vorhanden und sonstigen Bemerkungen verewigt. Dieser Vorgang wird auf einem Online-Profil daraufhin wiederholt und auf geht’s zum nächsten Cache. Es gibt mehrere Online-Datenbanken, die nach Caches durchsucht werden können. Die umfangreichste findet sich unter www.geoaching.com, ist aber kommerziell ausgerichtet.

Im April 2011 bin ich zu Besuch bei meinem Kumpel Jens am Rande des Weserberglandes. Das Wetter ist so tüchtig wie wir. Ungewöhnlicherweise planen wir Stubenhocker eine kleine Runde an der Luft. Für den Beginn reicht ein GPS-Gerät mit der Möglichkeit Koordinaten einzugeben und diese dann anzusteuern aus. Mit Smartphone und laufender Geocaching-App bewaffnet nähern wir uns dem ersten potentiellen Cache. Vor Ort eine kleine Hütte im Wald. Zwei rüstige Rentner radeln auf uns zu und begrüßen uns mit: „Ah, seid ihr auch Cacher?“ Wir geben uns weltmännisch und bejahen die Frage. Die Dose wird geborgen, dank Jens Größe und einem Tipp der Mitcacher. Ich logge unter falschem Spitzname, da ich in der Aufregung vergessen habe dass ich mich KTG-Henne nenne.

Angefixt von diesem Schlüsselerlebnis geht’s ein paar Tage später mit meinen Töchtern auf die Pirsch. Wir fangen an Caches unterschiedlicher Typen zu heben. Es werden unter anderem Tradis, Mysterys, Events und Letterboxen geloggt. An den Ziel-Koordinaten versuchen wir so unauffällig wie möglich zu sein, was uns noch auffälliger macht. Unter Bänken krabbelnde Kinder sind allerdings schon gängiger als Erwachsene. Ein Kollege von mir wollte kürzlich die Polizei rufen, da er einen gut frequentierten Cache für ein Drogenversteck hielt.

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Cacher in Aktion

In einem kleinen Uni-Städtchen im Norden der Nation stehe ich vor einem Bahnhof. Vor mir ein riesiger Platz mit Fahrradständern nebst angeketteten Fahrrädern. In einem davon ein Cache! Ein Passant schnauzt mich an ob ich mir schon eines ausgesucht hätte. Ich antworte ich hätte schon genügend und suche weiter nach dem betroffenen Cache-Bike. Gesucht gefunden nehme ich die Karre fachmännisch auseinander. Reiße den Sattel ab und hoffe keiner Bahnhofspolizei zu begegnen. In der Klingel werde ich fündig – schnell weg hier! Einen Kilometer weiter rupfe ich eine Überwachungskameraattrappe in einer Fußgängerzone von einem Laternenmast, da Cache. Glücklich und zufrieden sinke ich abends auf der Zellenpritsche in den wohlverdienten Schlaf.

Ich betrachte meine Umgebung jetzt viel intensiver, vermute an jeder Ecke und Kante einen neuen Cache und werde auch mal spontan handgreiflich – z.B. an Telefonzellen. Caching ist für mich ein neue Schicht in unserer Geographie, quasi eine Art Parallelwelt. Nur Eingeweihte (die sich alle natürlich sofort erkennen) wissen ob der schönen Dosen und Logbücher. Die Uneingeweihten titulieren wir als Muggels, Joggels oder Doggels. Fachjargon macht die Runde, sowie Abkürzungen: FTF, STF, TFTC, TB, T5, PSA, PMO, PAF. Herrlich, ich liebe Abkürzungen.

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KTG-Henne in der Röhre

Mit einem Cacherkollegen krabbele ich in einen alten Westwallbunker um in gruseligem Taschenlampenlicht mein Werk zu verrichten. Jens hält draußen Wache und den Schneidbrenner für den Notfall. Inzwischen habe ich aufgerüstet, besitze mehrere GPS-Geräte, Profi-Taschenlampen (so was gibt’s – unfassbar) und was man sonst noch so meint zu brauchen.

Ich suche nach Nachtcaches, also Caches die nur des Nachts gefunden werden können. In Hannover sehe ich einen Nacktcache, also ein Cache der nur nackt gefunden werden kann – Uuuh. Diesen logge ich nicht, die Bikinifigur stimmt nicht.

Abends im warmen Schein meines Monitors lehne ich mich im Sessel zurück und genieße die Früchte meiner Arbeit. Das Open-Street-Map-Overlay füllt sich mit Smileys für jeden gefundenen Cache. Dann das Beste: Statistiken, ich sage nur STATISTIKEN!

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Statistiken

Nachts im Bett flüstere ich meiner Frau liebevoll ins Ohr: „Und morgen machen wir dann einen Multi“. Erschöpft schlafe ich ein…

 

KTG, äh Karpfen…